Lynn Gerstmair
Lynn Gerstmair, Foto: Axel Orozco Möhl
Biografie
1998
geboren in Rostock
2018–2024
Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in der Klasse Textile Künste bei Prof. Caroline Achaintre und Fotografie bei Prof. Philip Gaißer
2021–2022
Gaststudium an der Zürcher Hochschule der Künste bei Prof. Pauline Boudry
Jurierung
Die Bildsprache von Lynn Gerstmair entsteht in der Auseinandersetzung mit sowohl digitalen Medien, wie Fotografie und Film, als auch traditionellen analogen Medien, wie Textil oder Drucktechnik. In einigen Arbeiten treffen so handgewebtes Jacquardgewebe auf digitale Fotografie, mit der die Künstlerin zum Beispiel ungewebte Kettfäden bedruckt. Im Resultat sieht das manuell zusammengefügte Motiv nach einer Verzerrung aus, wie wir sie heute gängig aus digitaler Bildbearbeitung kennen. Nicht nur dieses neuartige Kombinieren und Ausloten von Techniken hat die Jury überzeugt, auch der fast philosophische Ansatz, mit dem Lynn Gerstmair sich dem Thema Zeit nähert.
Die Künstlerin beschäftigt sich intensiv mit Lebewesen und ihrer endlichen Zeit. Eine 29-teilige Wandarbeit zeigt so einen Vogel, dessen Abbild zum Ende der Serie immer heller wird und sich komplett auflöst. Was auf den ersten Blick nach einer vermeintlichen Druckprobe aussieht, erschließt sich als tiefgründige Reflexion über das Artensterben. Aus dem Titel geht hervor, dass es sich bei dem Vogel um die letzte Wandertaube handelt, die 1914 als Endling im Zoo verstarb. Die Wandertaube bildete auch den Auftakt einer Diskussion zum Artensterben, die sich bis heute fortspinnt. Die Technik hat Lynn Gerstmair hier dem Thema angepasst, um feinfühlig den Vogel und sein Erlöschen einfangen zu können.
Dass Rezipierende sehr genau die Werke von Lynn Gerstmair betrachten müssen, wird auch mit der Videoprojektion Die Wartenden veranschaulicht. Das Video ist auf Glas projiziert und zeigt eine Bushaltstelle, an der Menschen warten. Was auf den ersten Blick Menschen zu sein scheinen, stellt sich als Leerstelle heraus; von den einst wartenden Menschen sind nur noch die Abdrücke an der Glasscheibe sichtbar. Die Arbeit verdeutlicht das sehr feine Gespür der Künstlerin für Technik und dargestellte Situation. Lynn Gerstmair gelingt es, in ihren Werken flüchtige Momente festzuhalten und, über unterschiedliche Medien, das fragile Vergehen von Zeit zu analysieren.
Dr. Florence Thurmes, Jurymitglied
Einzelausstellungen
2024
Über das Verschwinden, Weißes Haus, Halle
Gruppenausstellungen
2025
27. Bundeswettbewerb Bundespreis für Kunststudierende, Bundeskunsthalle in Bonn
2025
wide awake, Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Halle
2024
Cloud of Grass, Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
2024
Leere Stellen, Schauraum Angewandte im Museumsquartier, Wien, AT, mit Nele Hazod
2024
Housekeeping & Cleaning, Baumwollspinnerei UG Halle 14, Leipzig
2024
51° 38″“ N, 12° 19″“ O, Festival OSTEN, Wolfen
2023
Zeitlang, Studio36, Rostock, mit Nele Hazod
2023
Unravel at Night, Studio Hannibal, Berlin
2023
Drain Away, Raum für Sichtbarkeit, Berlin
2023
La Terra e nelle nostre mani, Palazzo Albrizzi-Capello, Venedig, IT
2022
Firn, Galerie Paul Scherzer, Halle
2022
Lucky, Toni Areal, Zürich, CH
2022
Zuweilen, Spektakel Galerie, Wien, AT, mit Nele Hazod
2021
Zwischen Fassaden, hinter Fenstern, Burg2 Galerie, Halle, mit Nele Hazod
2021
Inside Out, Burg Galerie im Volkspark, Halle
Stipendien und Preise
2025
Bundespreis für Kunststudierende, vergeben vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
2020–2024
Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn
2024
Arbeitsstipendium Graduation Project, Weaving Department, TextielLab Tilburg, NL
2023
Venice Youth Art Award, Palazzo Albrizzi-Capello, Venedig, IT
2021–2022
Auslandsstipendium Swiss European Mobility Program, CH
2021–2022
Auslandsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn