Andrzej Steinbach
Ivana Matić
Jonas Roßmeißl
Lukas Rehm & Tilmann Rödiger
Paul Spengemann
Stephanie Glauber
Vera Palme
Preis­ver­lei­hung und Aus­stel­lung
Bis zu acht Preis­träge­rinnen und Preis­träger stellen ihre Wer­ke in der Bundes­kunst­halle in Bonn aus. Zur Er­öff­nung der Aus­stel­lung findet dort die öffent­liche Preis­ver­leihung statt.

Aus­stel­lungs­er­öff­nung und Preis­ver­leihung:
9. November 2017, 19 Uhr

Preis­geld und Pro­duktions­stipendium
Der »Bundes­preis für Kunst­stu­dieren­de« ist mit einem Preis­geld von ins­gesamt 30.000 Euro dotiert. Die un­ab­hängige Jury legt die An­zahl der Preise und, in Ab­hän­gig­keit da­von, die Höhe des je­weiligen Preis­geldes fest. Die Pro­duk­tions­sti­pen­dien sind ins­ge­samt mit 18.000 Euro do­tiert. Sie dienen der ge­zielten Pro­duktion von Kunst­werken für die Aus­stel­lung durch die Preis­tragen­den. Das Budget für die Pro­duk­tions­sti­pen­dien wird in glei­chen Teilen auf die von der Jury er­nann­ten Preis­träge­rinnen und Preis­träger aus­geschüttet.
Stephanie Glauber
Portrait Stephanie Glauber
Foto: Fabian Epe
Stephanie Glauber, 1991 in München ge­boren, stu­diert an der Kunst­hoch­schule für Medien Köln und unter­sucht in ihrer Arbeit den facettenreichen Bereich zwischen dem Digitalen und dem Analogen. Eine von der Künst­lerin er­stell­te Daten­bank zeigt Scans von Himmeln aus histo­rischen Büchern, die bei Google Books durch­gängig einen Moiré-Effekt auf­weisen. In ihrem Video Re:Re:Re:Re durch­laufen Ob­jek­te und ihre Ober­flächen einen Weg vom Phy­si­ka­lischen zum Di­gi­talen – eine Wand­lung vom Ori­gi­nal zur Foto­gra­fie, zum di­gi­talen Scan, zum ge­druck­ten Ob­jekt, zur Video­auf­nahme, die mit einer Sound­kom­posi­tion unter­legt ist, die auf gleiche Weise ein Hy­brid zwi­schen mensch­lichem und di­gi­tal er­zeug­tem Klang ist. Am stärks­ten hat die Jury ein Buch be­ein­druckt: das Book about everything of interest (2015). Es ist eine ge­druck­te, 698-seitige Enzy­klo­pä­die mit spe­zi­fischen Ka­pi­teln bzw. The­men, denen on­line ver­füg­bare, algo­rith­misch zu­sam­men­ge­stell­te Auf­lis­tungen zu­ge­ord­net sind. Diese Lis­ten sind im Buch in für Such­funk­tionen adap­tier­ten For­mu­lie­rungen ge­druckt. Für kurze Zeit ist das Buch, das für fast alle Such­an­fragen einen Treffer dar­stellt, aktuell – wenige Se­kun­den später ist es be­reits ver­altet.

Rita Kersting

Google Skies, Stephanie Glauber
Google Skies, Himmeldatenbank 2016
Auszug, Bild 69_1, Datenbank
Google Skies, Stephanie Glauber
Google Skies, Himmeldatenbank 2016
Auszug, Bild 6_1, Datenbank
Google Skies, Stephanie Glauber
Google Skies, Himmeldatenbank 2016
Auszug, Bild 24_1, Datenbank
Book about everything of interest, Stephanie Glauber
Book about everything of interest 2015
698 Seiten, Hardcover, 17 x 11 x 6 cm
Book about everything of interest, Stephanie Glauber
Book about everything of interest 2015
Detail
Book about everything of interest, Stephanie Glauber
Book about everything of interest 2015
Detail
Ivana Matić
Portrait Ivana Matić
Foto: Philipp Jung
Ivana Matić, 1986 geboren in Serbien, stu­dierte an der Kunst­hoch­schule Mainz und arbeitet mit dem zeit­losen Medium der Kohle­zeich­nung. In sehr großen, aber auch in sehr kleinen Arbei­ten zeigt Ivana Matić ein­drucks­volle, redu­zierte Bilder, in denen All­täg­liches eine eigen­tüm­liche Kraft ent­fal­tet: ein Aschen­becher mit Ziga­retten. Oder der Boden eines ge­floch­tenen Kor­bes, der in seiner ge­zeich­neten Räum­lich­keit zu einem ornamen­talen Kreis wird; zahl­lose Mais­kolben in fast psyche­delischer Ver­dich­tung. Bei diesen monumen­talen, 300 x 300 cm großen, Lein­wänden er­zeugen die kräf­tigen Linien der Kohle einen starken visu­ellen Sog. Die Bilder sind zu­gleich vir­tuos und naiv. In 15 x 15 cm kleinen Schach­minia­turen werden Szenen aus einer Schach­partie gezeigt. Geo­metrische, drama­tische Minia­turen in Schwarz-Weiß, die als Serie prä­sen­tiert werden und fik­tionale oder doku­menta­rische »Kom­posi­tionen« dar­stellen.

Rita Kersting

Maiskolben, Ivana Matić
Maiskolben 2017
Kohle auf Lein­wand, 300 x 310 cm
Korb, Ivana Matić
Korb 2016
Kohle auf Lein­wand, 300 x 310 cm
Tauben, Ivana Matić
Tauben 2015
Kohle auf Lein­wand, 300 x 310 cm
(eine von zwei Zeich­nungen)
Vera Palme
Portrait Vera Palme
Die Ge­mäl­de von Vera Palme, 1983 in Frankfurt am Main ge­boren, ver­strö­men die la­kon­ische Un­mittel­bar­keit eines Mo­ments der Na­tur, der immer zeit­los wirkt und den­noch auf die Gegen­wart als Stil oder Am­bien­te an­spielt. Die Male­rei des In­for­mel drängt sich auf, wie auch ihre Ver­nei­nung, ein eben­so re­fe­renz­las­ti­ges wie un­aka­dem­isches Spiel, im besten Fall eine Suche nach der Un­schuld des Bil­des, das durch An­deu­tung von Fi­gu­ra­tion im Di­ckicht der Land­schaft ver­steckt ist. Er­gänz­end und den Ein­druck einer zu ver­tei­digen­den Inner­lich­keit be­schwe­rend, treten Palmes Ge­dich­te auf, die schon for­mal den An­spruch auf Bild er­heben, etwa in der Art von Kon­kre­ter Poe­sie, aber eigen­tlich nur in einer sehr ab­ge­schwäch­ten Ver­sion, eine An­deu­tung oder ein In-die-Irre-Führen. So als müsste alles gegen die eigene Be­deu­tung oder Deu­tungs­ho­heit infrage ge­stellt werden. In dem Ge­dicht Untitled heißt es: »Go humanity! Go! Go now, the old soul thinks and the lost one ups the head, asks for mercy, asks for voices, voices in minnie's head, voices from the dreams.«

Matthias Ulrich

politics, Vera Palme
politics 2017
Serie, Öl und Hasen­leim auf Leinen, 55 x 45 cm
Foto: Natalia Rolón
politics, Vera Palme
politics 2017
Serie, Öl und Hasen­leim auf Baum­wolle, ca. 49,5 x 39 cm
Foto: Natalia Rolón
politics, Vera Palme
politics 2017
Serie, Öl und Hasen­leim auf Baum­wolle, ca. 49,5 x 39 cm
Foto: Natalia Rolón
politics, Vera Palme
politics 2017
Serie, Öl und Hasen­leim Baum­wolle, 45 x 30 cm
Foto: Natalia Rolón
Lukas Rehm & Tilmann Rödiger
Portrait Lukas Rehm & Tilmann Rödiger
Foto: Tilmann Rödiger
Foto: Lukas Rehm
Lukas Rehm, 1989 in Memmingen geboren, und Tilmann Rödiger, 1991 in Lauingen an der Donau geboren, stu­dieren an der Staat­lichen Hoch­schule für Ge­stal­tung Karls­ruhe. Ihre Arbei­ten be­stehen aus mehr­schich­tigen multi­medi­alen In­stal­la­tionen, die sich zwi­schen (Doku­mentar-)­Film, Klang­kom­posi­tion und Per­for­mance be­wegen. Rehm und Rödiger arbeiten an der Schnitt­stelle zwi­schen Kunst und Natur­wissen­schaft, Science-Fiction und Theater. Sie unter­suchen in ihrer in­stal­lativen Praxis so­zia­le, poli­tische und ideo­lo­gische Trans­forma­tionen. In Default zeigen sie am Bei­spiel von Inter­views und Film­auf­nahmen im zeit­genös­sischen Athen Fa­cet­ten des Wan­dels in der griech­ischen Be­völke­rung auf. Der Titel be­zieht sich auf eine als »Default Mode Network« be­zeich­nete Gehirn­region, die bei In­aktivi­tät an­ge­regt und beim Lösen von Auf­gaben de­akti­viert wird. Der Titel kann als Me­ta­pher für den Zu­stand der Krise und des Still­stands, in dem sich Athen wider Willen befindet, inter­pre­tiert werden. In ihrer Aus­ein­ander­set­zung fokus­sieren sie auf die durch die Di­gi­ta­li­sie­rung ver­ursach­ten Trans­for­ma­tions­pro­zesse und formu­lieren die Frage nach der Not­wendig­keit und den Im­pli­ka­tionen des Fort­schritts immer wieder neu.

Bettina Steinbrügge

Links
lukasrehm.net
Default, Lukas Rehm & Tilmann Rödiger
Default 2016/17
In­stal­la­tions­an­sicht (Detail), 2-Kanal-Video, Lein­wand­pro­jek­tion und Moni­tor, Traversen-System, 10:26 min Loop
Default, Lukas Rehm & Tilmann Rödiger
Default 2016/17
In­stal­la­tions­an­sicht, 6-Kanal-Videoinstallation, 4-Kanal, Audio­instal­lation, 2 bis 16 min Loop, Ink­jet­print, 60 x 33 cm, Digi­tal­druck auf PVC, 340 x 173 cm, Tra­versen-Sys­tem
Default, Lukas Rehm & Tilmann Rödiger
Default 2016/17
In­stal­la­tions­an­sicht (Detail), 2-Kanal-Video, Wand­pro­jek­tion und Moni­tor, 15:18 min Loop
Default, Lukas Rehm & Tilmann Rödiger
Default 2016/17
In­stal­la­tions­an­sicht (Detail), Digi­tal­druck auf PVC, 340 x 173 cm, Tra­versen-System
Jonas Roßmeißl
Portrait Jonas Roßmeißl
Foto: Julie Hart
Jonas Roßmeißl, 1995 in Erlangen ge­boren, stu­diert an der Hoch­schule für Grafik und Buch­kunst Leipzig und arbeitet an einem der dring­lich­sten Pro­bleme unserer Zeit, dem Ver­lust kul­tu­reller Iden­ti­tät durch glo­bale Flucht­bewe­gungen. Roßmeißl nähert sich dem Thema inter­dis­zipli­när, in­dem er mit­tels der Ver­bin­dung von Kunst, In­for­ma­tik, So­zio­lo­gie, Ar­chäo­lo­gie und Me­dien­theo­rie kom­plexe medi­ale In­stal­latio­nen schafft, die über die eigen­tliche Pro­blem­be­schrei­bung hin­aus­führen und zeit­genös­sische Lö­sungs­an­sätze suchen. In dem Pro­jekt alternative.archives ent­wickelt er einen an­ony­mi­sier­ten, digi­talen In­for­ma­tions­speicher, der auf zur Flucht ge­zwun­gene Per­sonen zu­geschnit­ten ist. Damit könnte jede Per­son ihren ei­genen digi­talen Koffer packen, auf den sie vor, nach und wäh­rend der Flucht zu­greifen kann. In der zweiten Phase wird eine gleich­namige Platt­form ein­gerich­tet, die es er­mög­licht, öffent­lich zu­gäng­liche Indexe an­zu­legen und somit das Zusam­men­tragen von kultu­rellen Ver­weisen initi­iert. Das Pro­jekt setzt an dieser Stelle an, indem es die Daten inner­halb einer Cloud speichert und Smart­phones, Tablets und Com­puter nur noch als Dis­plays dieser Archive fun­gieren. Tech­nischer Fort­schritt, Digi­tali­sierung und Start-up-Kultur er­fah­ren hier eine Um­wid­mung in das Humane.

Bettina Steinbrügge

DD(n+1) 0,0017MW, Jonas Roßmeißl
DD(n+1) 0,0017MW [Tuning of History Artefakt 10’s–30’s] 2017
Objekt­ansicht 1, vari­able Dimen­sionen
Foto: Lukas Brüggebusch
DD(n+1) 0,0017MW, Jonas Roßmeißl
DD(n+1) 0,0017MW [Tuning of History Artefakt 10’s–30’s] 2017
Objekt­ansicht 2, vari­able Dimen­sionen
Foto: Lukas Brüggebusch
Energyefficiency C, Jonas Roßmeißl
Energyefficiency C 2016
vari­able Dimen­sionen
Foto: Lukas Brüggebusch
Paul Spengemann
Portrait Paul Spengemann
Foto: Helena Wittmann
Paul Spengemann, 1987 bei Hamburg ge­bo­ren, stu­diert an der Hoch­schule für bil­den­de Künste Hamburg und kommt ur­sprüng­lich aus dem Be­reich des nar­ra­tiven Films. Das dort ge­lern­te Hand­werks­zeug über­trägt er auf seine künst­le­rischen Arbeiten, de­kons­tru­iert dabei durch Kon­text­ver­schie­bung und setzt das mani­pu­la­tive Po­ten­zial des nar­ra­tiven Films für seine Zwecke ein. Spengemann springt in seinen zu­meist in­stal­lativ ge­zeig­ten Fil­men vir­tuos von einem fil­mischen Stil­mit­tel zum näch­sten und wechselt, wie in einer fehl­ge­leiteten Über­set­zungs­app, stän­dig wie zu­fäl­lig die (iko­no­gra­fische) Sprach­aus­wahl. Diese baby­lonische Viel­sprachig­keit er­zeugt im Film unter­schied­liche auf­ein­ander­fol­gende Dy­na­miken, wie Er­re­gung, Stille, Kon­zen­tra­tion oder Hin­gabe – durch Ein­satz von Licht, Regen, Zeit­lupe und Zeit­raffer. Die Kon­zen­tra­tion rich­tet sich dabei auf die ihn um­geben­de Ar­chi­tek­tur und auf das, was an Re­qui­siten in ihr steht. Unter­stützt durch eine ef­fekt­reiche, at­mo­sphä­rische Ton­spur wird ein Span­nungs­bogen auf­ge­baut, der so­wohl Ver­weise auf klas­sische Film­genres ent­hält als auch an pro­fes­sio­nelle Werbe­filme er­innert. Spengemann ope­riert mit Bil­dern, die vielen aus einem ande­ren Kon­text ver­traut sind, die aber durch die Ver­schie­bung in einen ande­ren Raum ins Leere laufen und de­mas­kiert werden.

Bettina Steinbrügge

Links
produzentengalerie.com
Walking Stick, Paul Spengemann
Walking Stick 2017
Video, HD, Ton, 10 min, Video­still
Walking Stick, Paul Spengemann
Walking Stick 2017
Video, HD, Ton, 10 min, Video­still
Walking Stick, Paul Spengemann
Walking Stick 2017
Video, HD, Ton, 10 min, Video­still
Walking Stick, Paul Spengemannr
Walking Stick 2017
Video, HD, Ton, 10 min, Video­still
Andrzej Steinbach
Portrait Andrzej Steinbach
Foto: Tim Heide
Die Foto­gra­fien und Ob­jekte von Andrzej Steinbach, 1983 geboren in Czarnkow in Polen, wecken einen Geist des Wider­stands, der ohne sicht­baren Geg­ner auf­tritt, und sich zu­erst ein­fach nur als Zeichen vor­stellt, als ästhe­tische Form. Hand­liche Steine, Steine, die auch an Ur-Werk­zeuge erin­nern, Hand­keile und so weiter – in Kom­bina­tion mit in der Manier von Street-Style-Fashion ge­klei­deten Models. Hoodys und Sweat Pants, obli­gato­rische Bomber­jacken oder wahl­weise Militär­camou­flage­jacken mit deutschen Flaggen­auf­nähern, getragen von des­interes­siert oder cool vor der Kamera agie­renden Jugend­lichen. Die Arbeit beschreibt eine Trauer gegen­über dem Ver­lust der Rebel­lion und gegen­über dem Feind. Jede der erzäh­lerischen Foto­gra­fien und foto­gra­fischen Serien steckt die por­trä­tierten Pro­tago­nisten in eine end­lose Bereit­schaft, hinter der sich der eigent­liche Gegner zu ver­stecken scheint. Steinbach imi­tiert die Maschine der Hoch­glanz­maga­zine und fügt ihr mini­male Fehler hinzu, ob­wohl auch das wahr­schein­lich falsch ist, und eine echte Anar­chie als Trend wo­mög­lich bes­sere Chancen hat.

Matthias Ulrich

untitled (Figur I), Andrzej Steinbach
untitled (Figur I) 2015
aus Figur I, Figur II, Fine art print, Alu­mi­ni­um­rahmen, 60 x 90 cm, Courtesy Andrzej Steinbach, Galerie Conradi, Hamburg, Brüssel
untitled (stone IV), Andrzej Steinbach
untitled (stone IV) 2016
aus Ordinary Stones, Fine art Print, Alu­mi­ni­um­rahmen, 40 x 60 cm, Courtesy Andrzej Steinbach, Galerie Conradi, Hamburg, Brüssel
untitled (bat), Andrzej Steinbach
untitled (bat) 2012/16
Aus­stel­lungs­ansicht, New Bretagne Belle Air, Essen, Courtesy Andrzej Steinbach, Galerie Conradi, Hamburg, Brüssel
Handlungsanweisungen, Andrzej Steinbach
Handlungs­anweisungen 2016
Aus­stel­lungs­ansicht, Galerie Conradi Hamburg, Courtesy Andrzej Steinbach, Galerie Conradi, Hamburg, Brüssel
Funke
				, Andrzej Steinbach
Funke 2015
Instal­lations­ansicht, drei­teilige Sound­arbeit, Vinyl, Platten­spieler, Courtesy Andrzej Steinbach, Galerie Conradi, Hamburg, Brüssel